Inklusion ist Einstellungssache – Schwerbehindertenvertretung bei MX

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Inklusion ist Einstellungs­sache

Rita Albert über die Schwer­behinderten­vertretung bei Materials Services

Rita Albert meisterte die größte Zeit ihres Berufslebens gleich zwei Jobs: Bei thyssenkrupp Materials Services arbeitete sie zum einen als Buchhalterin, zum anderen als Schwerbehindertenvertretung – und das ehrenamtlich. Es sind Kolleg:innen wie sie, die sich jeden Tag mit ihrem Engagement dafür einsetzen, Menschen mit Behinderung den Einstieg in den Berufsalltag zu erleichtern.

Die doppelte Aufgabe empfindet sie nicht als Belastung, sondern als Erfüllung. Denn aus eigener Erfahrung hat sie gelernt: „Helfen ist nicht selbstlos, sondern ein Rezept für mehr Gesundheit und Glück. Besonders wenn du glaubst, für so etwas gar keine Zeit zu haben. Es liegt in meiner Natur, anderen Menschen zu helfen.“ Rita Albert weiß, wovon sie spricht. Seit 1977 hat sie selbst eine Schwerbehinderung, was sie zur optimalen Unterstützerin und Botschafterin für Menschen mit ähnlichen Einschränkungen macht. Seit 2008 ist sie in dieser Funktion bei thyssenkrupp Materials Services tätig. Ihre Hauptaufgabe: Barrieren aus dem Weg räumen, den Menschen entgegenkommen und sich in sie hineinversetzen – nicht nur bei der Arbeit, sondern bereits im Bewerbungsprozess.

Die Zusammenarbeit mit der Personalabteilung ist sehr gut und sehr wichtig. Die Kolleginnen und Kollegen informieren mich zum Beispiel sofort, wenn sich jemand mit Behinderung bei uns beworben hat. Ich bin auch bei allen Bewerbungsgesprächen dabei.

Rita Albert
Buchhalterin und Schwerbehindertenvertreterin bei thyssenkrupp Materials Services

Veränderung beginnt im Kopf

Dabei geht es nicht um Wohltätigkeit. „Wir schauen uns zunächst an, welche Qualifikation und fachliche Eignung die Bewerberin oder der Bewerber mitbringt“, betont Rita Albert. „Erst dann wird geschaut, ob die Behinderung die Eingliederung erschwert.“ Sollte Letzteres der Fall sein, sind Flexibilität und Kreativität gefragt – vor allem aber der Wille, die Schwierigkeiten zu beseitigen. Dazu überprüft Rita Albert in Zusammenarbeit mit dem Inklusionsamt und der betreffenden Fachabteilung zunächst, ob bestimmte Hilfsmittel geeignet sind, um das Problem zu lösen. Im Bürobereich könnten dies zum Beispiel höhenverstellbare Schreibtische, größere Bildschirme oder Greifinstrumente sein, die Tätigkeiten schon durch kleine Veränderungen erleichtern. Im Lagerbereich, wo körperliche Arbeit geleistet wird, ist dagegen schon etwas mehr Einfallsreichtum und Kreativität erforderlich. Die Frage, die sich stellt und die Sache voranbringt, lautet: Wie kann man die Arbeitsabläufe so anpassen, dass dieser Mensch sie mit oder trotz seiner speziellen Behinderung problemlos ausführen kann? In vielen Fällen ist das durch eine Verschiebung der Aufgaben und Zuständigkeiten innerhalb des Teams möglich. Idealerweise machen Mitarbeitende genau das, was sie am besten können.

Wertvolle Stützen des Unternehmens

Im Laufe der Jahre hat Rita Albert – ebenso wie die Personalabteilung und Führungskräfte – immer wieder die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen mit Behinderung besondere und nützliche individuelle Fähigkeiten besitzen, die sie oftmals noch gezielter und ehrgeiziger anwenden als ihre nicht beeinträchtigten Kolleg:innen. Um diese Fähigkeiten zu erkennen, werden nicht nur Jobs mit geeigneten Bewerber:innen mit Behinderung besetzt, sondern auch Ausbildungsplätze. Die klare Botschaft seitens des Arbeitgebers: Bei uns sind alle Menschen herzlich willkommen! Die Bilanz im Sinne von Inklusion, zu der Rita Albert wesentlich beigetragen hat, kann sich sehen lassen. Bei thyssenkrupp Materials Services arbeiten aktuell 315 Kolleg:innen mit einer schweren Behinderung. Und sie alle sind früher oder später auf Rita Albert getroffen. Im letzten Jahr hat Rita Albert ihr Amt nach 14 Jahren an ihren Kollegen Arif Yesilyurt weitergegeben.