Sep 21, 2021 10:00 AM
Mit verteilten Produktionsstandorten und globalen Zulieferbeziehungen sind in fast allen Industrien komplexe Lieferketten entstanden. Schon geringste Störungen oder Abweichungen im Materialfluss können zu kostspieligen Stillständen führen. thyssenkrupp Materials Processing Europe hat mit „Pacemaker“ eine KI-basierte Software entwickelt, die für einen reibungslosen Materialfluss und geringeren Ressourcenverbrauch sorgt. Der Name „Pacemaker“, also Schrittmacher, beschreibt dabei die Funktion der Software: Unter anderem ist es das Ziel, die Versorgungssicherheit zu erhöhen, die Bestände zu senken und damit die Produktionsleistung zu erhöhen. Der Algorithmus kommt bereits bei einigen Zulieferern in der Automobilindustrie im portugiesischen Industriepark Autoeuropa zum Einsatz.
Um eine effiziente Produktion zu gewährleisten, müssen sowohl die Teile für die Fertigungsbänder just-in-time geliefert als auch Material-Staus vermieden werden. „Ein wichtiger Bestandteil einer ideal funktionierenden Supply-Chain ist intelligentes Materialmanagement, das flexibel auf Abweichungen und Störungen in der Produktion reagieren kann. Hierbei hilft uns Pacemaker als Visualisierungs- und Prognose-Instrument“, so António Novais, Geschäftsführer von Palmetal, dem portugiesischen Standort von thyssenkrupp Materials Processing Europe.
Nachhaltige Effekte entlang der Lieferkette
Die KI-basierte Software erfasst in Echtzeit Produktionsdaten des Automobilherstellers, erkennt aus Mustern Abweichungen vom Plan und visualisiert die Daten. Im Vergleich zum vorherigen Ablauf der Lieferkette sagt Pacemaker früher den tatsächlichen Bedarf des Kunden voraus und ermöglicht dem Lieferanten eine entsprechende Anpassung des Materialflusses. Eine von der Nova School of Science and Technology in Lissabon durchgeführte Studie testete die Leistung und Genauigkeit der Pacemaker-Prognosen und bestätigt, dass Pacemaker in vielen Situationen die Genauigkeit der Kundenprognosen übertreffen kann.
Mit Pacemaker steuert thyssenkrupp Materials Services auch einen wichtigen Beitrag zu einem ressourcenschonenderen Einsatz von Materialien bei: Fehllieferungen werden vermieden, Bestands- und Lagerkosten sowie die Anzahl der Transporte verringert. Die Einsparungen bei Transport und Koordination liegen bei 10 bis 15 Prozent. Weiterer Pluspunkt: Der Algorithmus lässt sich auf jeder Ebene der Lieferkette sowie zwischen mehreren Ebenen einsetzen und verlangt auf Kundenseite keine Anpassung der IT-Systeme. Eingespeist werden vorhandene Daten des Kunden. „Mit Pacemaker stellen wir sicher, dass der Materialfluss nicht abreißt. Damit sorgen wir dafür, dass das richtige Material von mehreren Lieferanten zur richtigen Zeit in den verschiedenen Stufen der Lieferkette ankommt“, erklärt Novais.
Systematische Weiterentwicklung der Lösung
Um die Lösung systematisch und für weitere Kunden weiterzuentwickeln, treibt thyssenkrupp Materials Processing Europe in Deutschland die nächste Ausbaustufe von Pacemaker voran. Bei thyssenkrupp Bilstein, einem Systempartner der Automobilindustrie, arbeitet das Pacemaker-Team derzeit an der Skalierung des Geschäftsmodells.
Strategischer Ausbau der Supply Chain-Aktivitäten
Der Einsatz der Software ist ein weiterer Baustein in der Strategie von thyssenkrupp Materials Services. Im Rahmen der strategischen Weiterentwicklung „Materials as a Service“ baut der Werkstoff- Händler und -Dienstleister sein Supply Chain Service Geschäft konsequent aus. „Mittel- bis langfristig ist es unser Ziel, neben dem Materialhandel mehr Teile der Wertschöpfungskette unserer Kunden zu steuern, damit diese sich ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können“, sagt Ilse Henne, Chief Transformation Officer von thyssenkrupp Materials Services. „Unser klares Ziel ist es, die Bedürfnisse unserer Kunden besser zu erfüllen.“