"Erholung"? Hört sich doch erstmal gut an …
Autor: Martin Stillger
Wir alle lesen es aktuell immer wieder und spüren es auch: Die Nachfrage auf den Werkstoffmärkten ist in den letzten Monaten, vor allem gepusht durch ein Wiedererstarken der Autoindustrie, deutlich angezogen. Mengen und Preise steigen wieder. Das ist doch gut – oder?
Auf den ersten Blick: Bestimmt! Auch wir, das Werkstoffsegment von thyssenkrupp, konnten von diesem plötzlichen Rückenwind im Markt, profitieren. Die Zahlen im ersten Quartal unseres Geschäftsjahres bestätigen: In Summe haben wir in den Monaten Oktober bis Dezember 2020 im Vergleich zu den Vormonaten wieder mehr Waren verkauft. Mengen- und preismäßig lagen wir in den meisten Regionen und Produktsparten sogar auf dem Niveau des ersten Quartals 2019. Das ist auf jeden Fall gut!
Doch sich auf die Konjunktur zu verlassen, auf etwas, was wir selbst n i c h t in der Hand haben – das wäre fatal!
Im Werk- und Rohstoffhandel gab und gibt es immer Schwankungen. Deswegen sind Prognosen über Preisentwicklungen in diesem Markt, insbesondere beim Stahl, ja so wenig sicher. Und da wir das nun mal selbst nicht ändern können, müssen wir uns darauf konzentrieren, w a s wir ändern können.
Genau das tun wir mit unserer Strategie „Materials as a Service“, kurz MaaS. Mit dieser Strategie wollen wir nicht nur der beste Materialverkäufer sein, sondern künftig auch der beste Lieferkettenmanager. Warum? Weil wir damit doppelt gewinnen: Wir machen uns deutlich unabhängiger vom zyklischen und damit preisgetriebenen Werk- und Rohstoffhandel u n d wir treffen den Nerv der Zeit. Denn unsere Kund:innen bewegen sich in einem Spannungsfeld immer komplexerer Lieferketten, kürzerer Produktlebenszyklen und wachsender Nachhaltigkeitsanforderungen. Dafür brauchen sie einen starken Partner, der eben mehr kann als nur Produkte liefern. Und dieser Partner sind wir.
Natürlich freuen wir uns, wenn es Zyklen und Zeiten gibt, in denen wir mehr und zu höheren Preisen verkaufen können. Dass unsere jüngsten Zahlen besser als erwartet sind, liegt aber nicht nur daran. Wir ernten inzwischen die ersten Früchte unserer umfassenden Transformation. So haben wir im letzten Jahr auf unserer „Mission to MaaS“ jede Menge Optimierungsmaßnahmen vorangetrieben, sowohl hinsichtlich unserer Kostenstrukturen als auch unserer geschäftlichen und organisatorischen Aufstellung. Dabei geht es in der aktuellen Phase unserer Transformation um den Fokus. Den Fokus auf unsere Kernmärkte und unsere Kernkompetenzen. Und die liegen in einem Bereich, der für die Zukunft erfolgskritischer denn je ist: im intelligenten Lieferkettenmanagement. Hierin investieren wir nachhaltig.
Im Kernmarkt Deutschland, genauer gesagt im niedersächsischen Rotenburg, werden wir beispielsweise in wenigen Wochen das neue, hochmoderne Logistikcenter unseres Tochterunternehmens thyssenkrupp Schulte in Betrieb nehmen. Rund 60 Millionen Euro sind in dieses Projekt geflossen. Das Projekt hat Leuchtturmcharakter für uns, denn über die Einführung eines branchenweit neuen Logistikkonzepts werden wir hier ganz neue Maßstäbe bei der smart-effizienten Abwicklung der hochkomplexen Abläufe in Lager und Anarbeitung setzen.
Und auch in unseren Kernmarkt Nordamerika investieren wir zielgerichtet aktuell mehr als 20 Millionen Euro. Hier geht es sowohl um den Aufbau zusätzlicher Kapazitäten als auch den Ausbau unseres Service-Geschäfts. Rund 25 Prozent des Umsatzes von Materials Services haben wir im vergangenen Geschäftsjahr in Nordamerika erwirtschaftet. Und die Nachfrage dort wächst stetig weiter – nach unseren Produkten, vor allem aber auch nach unseren Dienstleistungen.
Zeiten, in denen es kaum einen Tag ohne Schlagzeile mit Lieferketten-Bezug gibt, führen inzwischen allen vor Augen: Eine sichere Warenverfügbarkeit ist selbst in strukturstarken Regionen keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Lieferketten von morgen müssen deutlich resilienter werden. Bei thyssenkrupp Materials Services arbeiten wir genau daran. Mehr als 20 wegweisende Projekte haben wir zu diesem Zweck schon auf den Weg gebracht.
`Erholung´ ist sicher gut – aber wir dürfen und werden uns nicht auf sie verlassen!